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2013

On the Sound Path


Intern. Konzertprojekt über Identität, Technologie und Überlieferung

7. April 2013               Kings Place London
11. Juli 2013               Suono Sacro Assisi
19. September 2013    Konzerthaus Berlin

Kairos Quartett, EXPERIMENTALSTUDIO des SWR und Marco Stroppa/Carlo Laurenzi

Georg Friedrich Haas (*1953) • Streichquartett Nr. 4 mit Live–Elektronik [2003]  EA
Marco Stroppa (*1959) • Spirali per quartetto d‘archi proiettato nello spazio [1987-88]
Roberto D. Rusconi (*1976) • De Imago (Materia) Sonora. Streichquartett Nr. 4 mit Live–Elektronik [2012]  EA

Elektronische Technologie wirkt sich seit Jahrzehnten auf die Musik aus und hat in ihr eigene Traditionen begründet. Zugleich hat sie den Begriff der Identität neu gestellt, beispielsweise hinsichtlich der Unterscheidbarkeit von Original und Kopie. Dennoch ist elektronischer Musik im Gegensatz zu akustischer oft eine gewisse Kälte und Körperlosigkeit, d.h. ein kommunikativer Mangel, eigen, was möglicherweise das große Interesse an Live-Elektronik – also der Verbindung von akustisch tätigen Performern und Computermusik – erklärt. Elektronik als Instrument klanglicher Erweiterung und Kommunikation stiftet neue Wege der Identitätsbildung und verführt zum Experimentieren.

On the Sound Path macht dies mit Kompositionen aus den letzten 25 Jahren deutlich. Das vom Kairos Quartett initiierte und kuratierte Projekt wird in Kooperation mit Intrasonus London, dem Experimentalstudio des SWR, Suono Sacro Assisi und dem Konzerthaus Berlin durchgeführt. Die Live-Elektronischen Gesten in Marco Stroppas Spirali werden vom Komponisten bzw. seinem Assistenten Carlo Laurenzi ausgeführt.

Die ursprüngliche Anregung für On the Sound Path kam von Roberto Rusconi, der ein Streichquartett über die poetische Figur des Doppelgängers für das Kairos Quartett schreiben wollte.  Bald darauf entstand ein lebhafter Email-Verkehr zwischen ihm und dem Cellisten des Quartetts. Für ihn war klar, dass Haas‘ Viertes Streichquartett wie für dieses Thema geschaffen war, da es über lange Strecken den Quartettklang aufnimmt und abspielt, oft mit verändertem Tempo und entsprechend verschobenen Tonhöhen. Stroppas Spirali konzentriert sich dagegen auf das weite Feld des Raums, dem klanglichen Äquivalent der Perspektive; es verwendet aber auch wiederkehrende Identitäten in seiner Partitur. Rusconis jüngstes Streichquartett setzt sich mit dem Gedanken eines elektronischen Doppelgängers auseinander, allerdings stellt sich im Gegensatz zu Haas das Quartett aktiv gegen die elektronische Bedrohung. Die teilweise am Experimentalstudio entstandene Elektronik verwendet Samples des Kairos Quartetts und neue Klangdatenbanken von Rusconi und Paolo Squarzon.

Dieses Projekt wurde durch den Hauptstadtkulturfonds (HKF) ermöglicht, der ausgewählte internationale Projekte in Verbindung mit der deutschen Hauptstadt Berlin fördert; es handelt sich bereits um das zweite vom HKF geförderte Projekt des Kairos Quartetts.
Das Debüt des Kairos Quartetts (damals noch unter dem Namen work in progress – Quartett) fand 1996 auf den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt statt – mit dem Experimentalstudio des SWR. On the Sound Path ist also die zweite Kooperation mit dem Studio wie auch mit dem Komponisten Roberto Rusconi, dessen vorheriges Quartett ebenfalls vom Kairos Quartett uraufgeführt wurde.